Fotocredits: Max Berner, Bildrecht, 2024

JUST DANCE, Duo Show PETRA GELL und MARIA GRÜN, Seestadt Aspern, Wien, AT, 2024

In unserer neoliberalen kapitalistischen Leistungsgesellschaft gibt es ständig Optimierungsanweisungen, die vermeintlich zu einem besseren und entspannteren Leben führen.
Wenn sich in deinem Leben neben Job, Kinder, Haushalt, sozialem Engagement keine Zeit für Sport ausgeht bist du selbst dran schuld. Teil dir doch dein Leben besser ein, du brauchst mehr Struktur, Management und Disziplin.
Es muss geleistet werden, alle werden gebraucht, für die Wirtschaft. Wir müssen unser Wirtschaftswachstum aufrechterhalten. Geht’s der Wirtschaft schlecht geht’s uns allen schlecht.
Also JUST DANCE und lächle.
Wieviel Leistung muss man als Frau erbringen, um gesellschaftlich akzeptiert, anerkannt und geschätzt zu werden.
Der Kapitalismus hat uns alle fest im Griff, niemand will auf irgendwas verzichten, teilen oder gar Privilegien abgeben.
Wo und wie kann man seine Grenzen ziehen, weniger tun zu müssen. Wieviel Zeit bleibt mir als Frau nachdenken zu können, was ich verändert wissen will. Wo sollte ich ansetzen, wo kann ich das Zuviel minimieren?
Gibt’s einen Ort zur Entspannung, wo darfst du entspannen, abgesehen von Wellness und Spa? Das ‚NICHTS TUN‘, wo und wann ist das noch erlaubt oder akzeptiert? Was heißt das eigentlich? Nicht am Handy, PC, Podcast…sein. Nur träumen, schlafen, in die Luft schauen.
Petra Gell bringt mit ihrer feministischen Raumpraxis Handlungsstrategien zu Themen, die meist im Privaten verhandelt werden, an die Öffentlichkeit. In ihren ortsspezifischen und raumgreifenden Installationen, zwei und dreidimensionalen Malereien greift sie das Individuum auf und verortet es im gesamtgesellschaftlichen Kontext.
JUST DANCE als humorvolle, augenzwinkernde Handlungsanweisung Leichtigkeit ins Leben zu bringen.

War es bisher der Körper in seiner Funktionsweise, seiner Außengrenze und seiner Vorgänge im Inneren, die in Maria Grün´s Skulpturen verhandelt wurden, widmet sie sich hier dem Leistungsthema: Dem Optimierungsdrang im Leistungssport. Den Ausverhandlungen im individuellen Körper. Die kapitalistische Weltordnung der Leistungsgesellschaft durchdringt alle Lebensbereiche. Die Wertigkeit für Leistung steht an oberster Stelle, damit konnotiert sind Karriere und Prestige. Wo liegt das Limit des Körpers, wo das der Optimierung? Körperlimits werden stets übertroffen. Über Generationen hinweg verändern sich Körpertypen, Körperbau, Fertigkeiten. Wie kommt das? Wie schnell kann diese Entwicklung stattfinden? Sogenannte „Ausnahme Athleten“ schaffen immer unglaublichere Dinge. „Das Limit“ muss jeder für sich setzen! Das Risiko trägt der einzelne Sportler. Die Verantwortung dafür wird schon in der Ausbildung auf das Individuum abgewälzt. Es scheint dann auch nur den/die Einzelne(n) zu treffen, der sich der „Überschreitung“ d.h. schweren Verletzungen stellen muss, die ein „Aus“ der Karriere bedeuten (können). Weil nichts mehr geht. Seelisch oder körperlich. Alles herausgeholt, was nur geht … Ein multimedialer Ansatz und interdisziplinäre Kooperationen sind für Maria Grün in ihrer Auseinandersetzung mit Körper und Technologie wichtig. Sie hat sich auf hyperrealistischen Silikonguss spezialisiert, besonders auf mechatronisch angesteuerte Körperfragmente. Installationen, Video und Fotografie erweitern ihren Zugang zum menschlichen Körper und seiner technischen Prägung.

Text SIGGI HOFER:

zum Geleit just dance 2024 !